Interdisziplinäres Zentrum für Bildungsforschung

Tagung und Summerschool 06.-08.09.2023

Feministische Methoden und interdisziplinäre Bildungsforschung

Stand 31.01.2023
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin (HU)
Das Programm als pdf können Sie hier herunterladen

 

Eine Kooperation von: Arbeitsbereich Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversität, Interdisziplinäres Zentrum für Bildungsforschung, Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der HU mit dem Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung der Universität Duisburg-Essen, dem Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW, dem Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, dem Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V. und der AG Geschlechtergeschichte der Bergischen Universität Wuppertal 

Gefördert von: Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät der HU

Organisiert von: Prof. Dr. Jeannette Windheuser und Dr. Katharina Lux (Humboldt-Universität zu Berlin, Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Gender und Diversität)

Dr. Steffi Grundmann (Bergische Universität Wuppertal, Alte Geschichte)

Ulla Hendrix (Universität Duisburg-Essen, Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW)

 

Mi, 6.9.23 - Auditorium im Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Str. 1-3

15:30

Ankommen

16:00

Begrüßung, Grußworte, Organisatorisches

16:30

Eröffnungsvortrag: Dr. Birge Krondorfer (Wien): „Bildung und Institution - Grundlagen feministischer Wissenschaftstheorie“

18:00

Pause

18:30

Round Table „Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Hochschulpolitik und Forschung“

Dr. Ursula Fuhrich-Grubert (Berlin), Dr. Muriel González Athenas (Innsbruck), Dr. Gabriele Jähnert (Berlin), Dr. Lisa Mense (Essen), Prof. Dr. Anne Schlüter (Bochum), Moderation: Ulla Hendrix (Essen)

20:00

Abendessen, Kamala (Oranienburgerstr. 69)

Do, 7.9.23 - Universitätsgebäude Dorotheenstr. 24

9:30

parallele Workshops: Methoden zur Erforschung von Bildungsräumen

·       WS 1: „Zur Methodologie feministischer Psychoanalyse: Perspektiven der Subjektbildung“ (Dr. Mai-Anh Boger, Regensburg)

·      WS 2: „Intersektionalität und Postkolonialität als methodische Perspektiven auf Bildungsräume“ (Dr. Denise Bergold-Caldwell; Dr. Muriel González Athenas, beide Innsbruck)

12:30

Mittagspause

14:00

parallele Workshops: Methodologische Herausforderungen der Subjektbildung unter gesellschaftlichen Bedingungen

·       WS 3: „Dominante Erzählungen in Bewegung bringen – Grenzen und Möglichkeiten dekolonialer Erzähl- und Forschungsstrategien am Beispiel von oral history“ (Dr. Necla Açık, London; Diren Yeşil, Wuppertal)

·        WS 4: „Der Umgang mit der Lücke. Fragmentierte Quellen als methodische Herausforderung“ (Dr. Bettina Reimers; Roman Klarfeld, beide Berlin)

17:00

Pause/Abendessen/Open Space

18:30

Abendprogramm Film: Orlando, meine politische Biografie (Regie: Paul B. Preciado), delphi Lux, Kanstr. 10, Berlin.

Fr, 8.9.23 - Universitätsgebäude Dorotheenstr. 24

9:30

parallele Workshops: Forschungsmethoden und ihr Verhältnis zu feministischen (Bildungs-)Bewegungen

·        WS 5: „Forscherin-sein und Aktivistin-sein: Methodische Herausforderungen zwischen Beobachtung, Teilnahme und Konflikt“ (Dr. Emeline Fourment, Rouen; Constanze Stutz, Frankfurt)

·        WS 6: „Frauenbildungszusammenhänge - Orte differenter Denkströmungen“ (Prof. Dr. Paola Melchiori, Mailand; Prof. Dr. Barbara Rendtorff, Frankfurt) ENGLISCH/DEUTSCH

·        WS 7: „Andere Medien der Erkenntnis: Kunst und ästhetische Bildung“ (Katharina Zimmerhackl, Leipzig)

12:30

Mittagspause

13:30

Diskussion: „Wissenschaft und Hochschulbildung – eine Kontroverse um den Ort feministischer Erkenntnisbildung“

Fabienne André (Hannover), Dr. Denise Bergold-Caldwell (Innsbruck), Dr. Mai-Anh Boger (Regensburg), Dr. Birge Krondorfer (Wien); Moderation: Prof. Dr. Jeannette Windheuser (Berlin)

16:00

Abschied

 
Workshop-Beschreibungen

WS 1: „Zur Methodologie feministischer Psychoanalyse: Perspektiven der Subjektbildung“ (Dr. Mai-Anh Boger, Regensburg)

Die feministische Methodologie lebt davon, das bestehende Denken nicht einfach zu verwerfen, sondern es gegen den Strich zu lesen. Insbesondere die feministische Psychoanalyse hat darüber neue (auch ästhetische) Formen gefunden, die die Perspektive auf Subjekt und Objekt, auf die Subjektbildung auf Seiten von Forschenden und Beforschten verändern. In dem Workshop geht es um diese Perspektivverschiebung, einerseits über ein einführendes Input und andererseits über die Arbeit an konkretem Material.

 

WS 2: „Intersektionalität und Postkolonialität als methodische Perspektiven auf Bildungsräume“ (Dr. Denise Bergold-Caldwell; Dr. Muriel González Athenas, beide Innsbruck)

Nicht nur für die Erforschung von Frauenbildungsräumen ist es unerlässlich, die grundlegenden Zugänge und Perspektiven einer feministischen Wissenschaft zu reflektieren und zu diskutieren. Dieser Workshop bietet eine Einführung in intersektionale und postkoloniale Ansätze innerhalb der Geschlechterforschung und bringt dabei geschichts- und erziehungswissenschaftliche Perspektiven in einen Dialog. Auf dieser Basis wird anhand exemplarisch ausgewählter (Quellen-) Materialien erprobt und diskutiert, wie die theoretischen Ansätze praktisch angewendet werden können.

 


WS 3: „Dominante Erzählungen in Bewegung bringen – Grenzen und Möglichkeiten dekolonialer Erzähl- und Forschungsstrategien am Beispiel von oral history“ (Dr. Necla Açık, London; Diren Yeşil, Wuppertal)

In diesem Workshop werden an zwei Fallbeispielen Grenzen und Möglichkeiten dekolonialer Erzähl- und Forschungsstrategien diskutiert. Zum einem wird Necla Açık den Sammelband “Migrantischer Feminismus” (Rodríguez/Tuzcu 2021) vorstellen, der die Geschichte von Selbstorganisierung, Vernetzung und Widerstand migrantischer Frauen in den 1990er Jahren darstellt und zu dem sie auch einen autobiographischen Beitrag geleistet hat. An diesem Beispiel wird aufgezeigt, wie in dominante Erzählungen und Geschichtsschreibung mit Hilfe von oral history/Auto-Ethnographie/partizipativen Methoden interveniert werden kann. Zum anderen wird Diren Yeşil aus ihrem aktuellen Forschungsprojekt zu antikurdischem Rassismus kritische Fragen an die Möglichkeiten der Verschiebung dominanter Forschungslogiken durch oral history und allgemein dekoloniale Forschungsansätze formulieren und zur Diskussion stellen. Das Ziel des Workshops ist es, über Ansprüche, Widersprüche und Herausforderungen in (eigenen) dekolonialen Forschungsprojekten ins Gespräch zu kommen und die Möglichkeiten der Vernetzung und kollektiver Strategien gemeinsam auszuloten.

 
WS 4: „Der Umgang mit der Lücke. Fragmentierte Quellen als methodische Herausforderung“ (Dr. Bettina Reimers; Roman Klarfeld und Lisa Schug, alle Berlin)

Feministische Archive stehen vor der Herausforderung, dass ein Großteil ihrer Bestände jenseits institutioneller Dokumentation entstehen. Sie sind darauf angewiesen, dass Akteurinnen der feministischen Bewegungen und Theoriebildung jenseits der Hochschule und des etablierten Publikationswesens ihre Leistungen und Praktiken für dokumentationswürdig erachten und sie für eine Tradierung des Wissens bereitstellen möchten. Politische Bewegungen erleben Konflikte, Gruppen entstehen und verschwinden wieder, ebenso gab es feministische Bildungskontexte, die zu Ende gingen. So entstehen fragmentarische Bestände und Leerstellen. In der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung kommt es zu ähnlichen Phänomenen, insofern es ein Ungleichgewicht zwischen Nachlässen weiblicher und männlicher Pädagog/innen und Erziehungswissenschaftler/innen gibt. Neben der Geschlechterdimension in der Frage nach der Archivwürdigkeit kommt derzeit der Trend zur Digitalisierung und Entsorgung von Papier hinzu. In dem Workshop werden die (unterschiedlichen und verwandten) Ausgangslagen in den Archiven betrachtet und die erkenntnistheoretischen und methodischen Möglichkeit ihrer Bearbeitung diskutiert.

 

WS 5: „Forscherin-sein und Aktivistin-sein: Methodische Herausforderungen zwischen Beobachtung, Teilnahme und Konflikt“ (Dr. Emeline Fourment, Rouen; Constanze Stutz, Frankfurt)

Vor dem Hintergrund, dass feministische Forschung in ihren Anfängen Parteinahme und Parteilichkeit bedeutete, woran methodische Reflexionen ebenso wie Kritik aus den eigenen feministischen Reihen entstanden, interessiert uns die Frage, was es heute bedeutet, feministische Wissenschaftlerin und Aktivistin zugleich zu sein: Welche Herausforderungen und Konflikte – sowohl mit anderen Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen als auch mit sich selbst – treten auf? Wie können die eigenen politischen Interessen in ein Verhältnis zur feministischen Erkenntnisproduktion gestellt werden? Welche forschungsethischen Fragen ergeben sich? Wem fühle ich mich als Feministin wie verpflichtet, wenn es z.B. darum geht, feministische Bewegungen und ihre Probleme zu erforschen? Welche Rolle spielt partizipative Forschung?
Diesen Fragen gehen Emeline Fourment und Constanze Stutz entlang ihrer eigenen (Forschungs-)erfahrungen, Auseinandersetzungen und Konflikte zwischen Akademie, Kritik und Politik im Gespräch mit Ulla Hendrix nach.

 

WS 6: „Frauenbildungszusammenhänge - Orte differenter Denkströmungen“ (Prof. Dr. Paola Melchiori, Mailand; Prof. Dr. Barbara Rendtorff, Frankfurt) ENGLISCH/DEUTSCH

Der Workshop widmet sich zwei feministischen Frauenbildungszusammenhängen – der Libera Università delle Donne (Mailand, seit 1987) und der Frankfurter Frauenschule (1987 – 2002). Die Referentinnen, Mitbegründerinnen der Projekte, werden über den jeweiligen historischen Kontext und die Entstehungsgründe sowie über implizite und explizite Bildungskonzepte in Theorie und Praxis der Frauenbildungszusammenhänge sprechen. Zudem werden die Herausforderungen an autonome Orte feministischer Bildung und die Veränderung ihrer gesellschaftlichen Bedingungen diskutiert. Der Workshop findet auf Deutsch und Englisch statt.

The workshop is dedicated to two feminist women's educational contexts - the Libera Università delle Donne (Milan, since 1987) and the Frankfurt Women's School (1987 - 2002). The speakers, co-founders of the projects, will discuss the respective historical contexts and reasons for their emergence, as well as implicit and explicit educational concepts in the theory and practice of the women's education contexts. In addition, the challenges to autonomous places of feminist education and the changes in their social conditions will be discussed. The workshop will be held in German and English.

 

WS 7: „Andere Medien der Erkenntnis: Kunst und ästhetische Bildung“ (Katharina Zimmerhackl, Leipzig)

Bildung realisiert sich sowohl im Medium der Wissenschaft als auch in der Kunst. Die Feministische Theoriebildung wandte sich insbesondere gegen ein Verständnis von Erkenntnis, das von der ästhetischen Erfahrung – im Sinne des sinnlich Erfahrbaren – bereinigt zu sein schien. Die Suche nach anderen Erkenntnis- und Vermittlungsformen führt nicht nur zu Versuchen wie der écriture féminine, sondern auch zu weiteren künstlerischen Ausdrucksformen. In dem Workshop mit der konzeptuellen Klangkünstlerin Katharina Zimmerhackl soll es einerseits um die Besonderheiten solcher Zugänge gehen und andererseits sollen gemeinsam entsprechende Verfahren und ihre Umsetzung erprobt werden. In verschiedenen spielerischen Übungen soll Geschichte – ganz im Geiste der von Virginia Woolf erzählten Alternativgeschichte von Shakespeare's Schwester – spekulativ ergründet, assoziative Bedeutungsfäden gespannt und entstehende Texte in Einzelteile zerlegt werden. Text und Sprache werden zum Ausgangsmaterial, das im Workshop mit den eigenen Stimmen in Improvisationen ästhetisch erfahrbar gemacht wird.